Peter I. Tschaikovsky: Eugen Onegin (HfMT Hamburg, 20.01.2024)

Die Handlung (Regie: Matthias Piro, Bühne: Lisa Moro, Kostüme: Clara Hertel, Video: Janic Bebi, Jonas Dahl) spielt im Erdgeschoß eines Betonsielo, davor befindet sich ein Kinderspielplatz mit Schaukel und kleinem Sandkasten. Auflockert wird das Ganze immer wieder durch Videoeinspielungen, entweder als Film oder über eine Livekamera. Nach dem sich Lensky selbst erschoß, flüchtet sich Eugen Onegin als Soldat in Auslandseinsätze. Als er wieder zurückkehrt ist die Wohnung verlassen, die letzten Habseligkeiten, drei Kartonagen werden gerade verladen. Die große Aussprache im Schlußbild ist nur noch eine Illusion, Tatjana ist längst verschwunden und Onegin bleibt allein in der leeren Wohnung zurück. Constantin Schiffner leitet das aus Schülern der Musikhochschule bestehende Orchester und liefert einen fulminanten Klangteppich. Trotz getragener Tempi serviert er einen Innenspannung die ihres gleichen sucht. Zudem gelingen ihm herrliche dynamische Abstufungen und feinsinnig herausgearbeitete musikalische Details, über die so mancher Dirigent heutzutage leider hinweg geht. Hier wird wieder einmal mehr als deutlich, das es immer wieder von Vorteil ist, wenn als Dirigent, wie im Falle von Constantin Schiffner, auch am Klavier zu brillieren versteht. Auch ein Meisterkurs bei Stephan Vladar, dem es als musikalischen Leiter des Theater Lübecks immer wieder gelingt einen Klangteppich zu zaubern, der einfach nur begeistert, erwies sich hier als großer Vorteil, zumal dieses Werk dort im letzten Jahr in einer Neuinszenierung ( der Verfasser berichtete) aufgeführt wurde. In der Rolle des Eugen Onegin begeisterte der bulgarische Bariton Yosif Slavov, dank seiner Bühnenpräsenz, seines attraktiven äußeren Erscheinungsbildes, seiner präzisen Diktion und Artikulation und seines sinnlich, eleganten Stimmklanges. Eine großartige Leistung, die Hoffnung auf mehr macht. Der ukrainische Tenor Taras Semenov, der seit 2019 bei Espen Fegran und Thomas Mohr an der HfK Bremen studiert, liefert mit seinen lyrisch, eleganten Stimmklang einen berührenden Lensky. Die israelische Sopranistin Dalia Besprozvany gab ein lyrisch berührende, aber auch dramatische packende Tatjana. Aisha Otto interpretierte eine berührende Olga. Maria Eichler verstand es Larina, ebenso wie Anna Vishnevska als Filijewna und Zhe Hao Yeo als Saretzki dank ihres Stimmklanges und ihrer Darstellung in ihren Rollen zu überzeugen. Der Stimme von Lukas Gerber als Fürst Gremin hätte der Verfasser etwas mehr Prägnanz in der Tonausformung gewünscht. Kay Philipp Fuhrmann überzeugte darstellerisch durch seinen Sexappeal als er Tatjana umgarnte und gesanglich durch seine feinsinnige Interpretation des Couplets des Triquet, eine großartige Leistung. Ein kurzweiliger Abend, der einfach begeisterte.

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