Giuseppe Verdi: Messa da Requiem (St. Jacobi, 8.11.2019)

Bereits zum dritten Mal hatte der Verfasser das Vergnügen, die St. Jacobi Kirche in der Hamburger Innenstadt  für ein Konzert besuchen zu dürfen. An diesem Abend gab es unter der Leitung der Dirigentin und Sängerin Eva Hage die Messa da Requiem von Verdi in einer Fassung für Klavier, Horn, Kontrabass, Marimba, Gran Cassa und Pauken. Die Aufführung schien unter keinem guten Stern zu stehen, denn neben so manchem Chormitglied der Altonaer Singakademie fielen auch die Solisten reihenweise aus. Die Interpretation begann mit einem berührenden Entree von Laurenz Wolf an der Marimba gefühlvoll ausgeformt. Der Chor setzte dann leider zu verhalten, zu vorsichtig ein. Hier hätte der  Beginn im Piano entschieden mehr Innenspannung haben müssen;  doch schon nach wenigen Minuten war der Chor dann in seinem Element. Ritsuko Riedl klang am Klavier zauberhaft. Der dem Verfasser bestens bekannte Hornist Florian Carson gelangen im ersten Teil wunderschöne, berührende Hornsoli. Trotz einiger, immer wieder zu Tage tretenden Intonationsschwierigkeiten verfügt der für Raphael Preuß eingesprungene Tenor Karl Schineis (großartig als Paul in Bremens‘ „Die tote Stadt), über eine fabelhafte, leichtanspringende Höhe. Sönke Tams Freier (Baß) war mit seinem gefühlvoll ausziselierten, sinnlichen Timbre im Piano einfach umwerfend. Die für Friederike Schorling eingesprungene Mezzosopranistin Alexandra Hebart begeisterte mit ihrem ebenmäßigen, klangschönen Mezzo. Auch wenn die für Sonja Bühler eingesprungene Sopranistin Nathalie de Montmollin hin und wieder die eine oder andere Schärfe in der Stimme hatte, so überzeugte sie nicht nur in den lyrischen, sondern vor allem in den dramatischen Passagen. Im zweiten Teil beim „Dies irea“ entfaltete der Chor seine gesamte dramatische Wucht; grandios auch in den rhythmisch pointierten Passagen. Im „Mors stupete“ entfaltete Sönke Tams Freier seine ganze Kunst; er gestaltete die Arie akzentuiert gefühlvoll und  bot bei „Mors“ unterschiedliche Variationen in der Wortartikulation an. Mit hervorragender Schallkraft und einem grandiosen Timbre begeisterte Alexandra Hebart im „Liber scriptus“. Das „Recondare“ wurde von Alexandra Hebart und Nathalia de Montmollin grandios interpretiert. Bemerkenswert die hervorragende Engführung der Stimmen. Im „Ingemisco“ punktete Robert Carson mit seinen großartigen, gefühlvollen Hornsoli. Karl Schineis hatte hier leider leichte Probleme mit der Höhe. Dafür gelangen Ritsuko Riedl am Klavier wunderbar ausziselierte Triller. Grandios dann wiederum Sönke Tams Freier mit seinem „Confutatis“, das er feinsinnig auszuziselieren verstand. Einer der Höhepunkte für den Verfasser, das „Lacrymosa“: einfach phantastisch diese Harmonie nicht nur zwischen der Sopranistin und der Mezzosopranistin, sondern dem gesamten Ensemble. Im „Offertorium“ begeisterte dieses gefühlvolle Entrée des Klaviers und die beeindruckende Textinterpretation des Solisten- Quartetts. Im „Sanctus“ dann die großartigen dynamischen Abstufungen bei der Marimba und die virtuosen Klavierpassagen und auch die Altonaer Singakademie begeisterte mit ihrer sich zunehmend steigernden dramatischen Intensität. Im „Lux aeterna“ dann wiederum die hervorragende Engführung der Stimmen (Mezzo und Sopran) die ihren Part gefühlvoll auszuziselieren verstanden. Leider gab es hier bei Nathalie de Montmollin eine kleine Intonationstrübung. Alexandra Hebart begeisterte mit einem hervorragenden sinnlichen, gefühlvollen Entrée und auch in den dramatischen Passagen. Sönke Tams Freier begeisterte, wie er seinen ‚Part mit überaus sinnlichen ‚Pianopassagen geradezu zelebrierte, schlichtweg grandios. Im „Libera me“, wechselte Nathalie de Montmollin zwischen einer Art dramatischem Sprechgesang, zarten Pianotönen und Sequenzen, in denen sie mit der dramatischen Intensität ihrer Stimme zu begeistern verstand. Hier hatte die Altonaer Singakademie die Innenspannung im Piano, auf die der Verfasser gleich zu Beginn gehofft hatte. Ihnen gelang hier zudem eine berührende Interpretation. Im tetzten Teil,  dem „Libera me“ besaßen die Sopranistin und die Interpreten Annika Paulus (Pauken), Laurenz Wolf (Schlagzeug) eine dramatische Intensität, die begeisterte. Zudem gelangen Laurenz Wolf hier noch einige berührend ausziselierte Passagen an der Marimba. Das Werk schloss mit einem berührenden Schlusston im Piano. Eva Hage am Pult, der Altonaer Singakademie, Sönke Tams Freier (dessen sinnliche Pianotöne einzigartig sind), Alexandra Hebart, Nathalie de Montmollin, Karl Schineis, Florian Carson, Laurenz Wolf, Annika Paulus, Ritsuko Riedl und Victoria Kirst (Kontrabass) glückte an diesem Abend eine mitreißende Interpretation dieses einzigartigen Werkes.
Sven Godenrath, Hamburg

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Opernexperte
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