Richard Strauss: Daphne (Hamburgische Staatsoper; 31.05.2019)

Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Christof Prick sorgte an diesem Abend für einen spannungsgeladenen, mitreißenden Strauss-Klang, dramatisch aufblühend und wunderbar lyrisch und getragen, insbesondere im berückend schönen Finale dieses Alterswerkes von 1938 im schönsten Sinne des Wortes. Christiane Karg (die in  Hamburg schon als Melisande für Furoro sorgte) gelang mit ihrem samtigen, perlenden, silbrig schimmernden Sopran eine berührende Interpretation der Daphne. Selbst, wenn vielleicht manche einwenden könnten, dass ihre Stimme für diese Partie zu lyrisch sei, sagt uns ein Blick in die Interpretationsgeschichte, dass diese Rolle eher von lyrischen, denn von dramatischen Sopranen gesungen wurde z.B. Maria Reining, Maud Cunitz und Hilde Güden, um jetzt nur zwei, die auf Tonträgern dokumentiert worden sind, festzuhalten. Für den ursprünglich als Apollo vorgesehenen Zoran Todorovitch sollte zunächst Eric Cutler einspringen, der aber auch absagen musste. Nach Verkündigung der Absagen vor dem Vorhang durch den Intendanten des Hauses, Herrn Delnon,  wäre dann sein Wunschkandidat der österreichische Startenor, Andreas Schager für diese immens schwierige Partie gewesen und manchmal gehen Wünsche in Erfüllung.  Andreas Schager war nicht nur frei, er war auch so frei, an diesem Abend zu singen. Auch wenn die Stimme in der Tiefe etwas weniger Substanz aufwies, so war sie in der Höhe umso bezwingender und dramatischer: eine fast- könnte man denken – unsingbare Partie, die einem Tenor in der Höhe das Äußerste abverlangt. Welche Tenorrolle, die Strauss geschrieben hat, ist schon einfach zu singen? Sie gibt es wohl nicht! Andreas Schager gelang eine grandiose Rollenausdeutung. Michael Schade bestach mit seinem eher lyrischen und in der Höhe mühelos anspringenden Tenor und seinem Schmelz in der Stimme als Leukippos, grandios. Renate Springler war als Gaea stimmlich voll in ihrem Element, eine tolle Leistung. Tigran Martirossian war als Peneios leider zu undifferenziert und auch eher weniger charmant. Die beiden Mägde: Raffaela Lintl (eingesprungen für Katharina Konradi) und Ida Aldrian sangen hervorragend. Die vier Schäfer: Vladimir ‚Baykov, Ziad Nehme (immer wieder eine Freude, diese Stimme zu hören), Julian Arsenault und Bruno Vargas bestachen nicht nur darstellerisch, sondern auch gesanglich. Nicht zu vergessen: der grandiose Chor des Hauses. Ein beglückender Abend.

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