Gaetano Donizetti: La Fille de Regiment (Theater Lübeck 28.04.2024)

Die Oper wurde ins Jahr 2221 nach der Geburt des großen Kängerus verlegt. Die ganze Welt wurde- oder was nach Klimawandel, Atomkrieg, Zusammmenbruch der Biodiversität und Untergang der Oper- ist von Konformisten besetzt- bis auf eine kleines Gebiet, welches von Rebellen kontrolliert wird.. Nicht sehr ermutigend, aber originell! Gesungen wurde auf französisch; die Zwischentexte, humoristisch brillant, auf deutsch gesprochen. Die Musik Donizettis wurde stellenweise durch moderne Musikeinschübe erweitert. Takahiro Nagasaki und das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck lieferten einen großartigen Klangteppich. Elvire Beehuizen, die an diesem Abend kurzfristig für die indisponierte Andrea Stadel eingesprungen war, brillierte durch traumhaft ausgeformte Koloraturen und einer brillanten Höhe.  Grandios die gesanglichen Leistungen von Laurence Kalaidjan. Selten erlebte der Verfasser, dass die Rolle des Sulpice mit so runder Stimme und fesselnder, dramatischer Intensität ausgeformt wird. Frederike Schulten gab sowohl in gesanglicher wie auch darstellerischer Hinsicht eine großartige Marquise von Berkenfield. Grandios, wie die humoristischen Passagen herausgearbeitet wurden. Steffen Kubach überzeugte als Hotensius. Imke Looft begeisterte als Herzogin von Crakentrop. Changjun Lee gab einen großartigen Korporal. In weiteren Rollen begeisterten Simon Rudoff als Notar, Lino Ackermann als Neffe und Mark McConnell als Bauer. Enttäuschend war an diesem Abend die gesangliche Leistung von Yoonki Baek in der Rolle des Tonio, der zwar in der Arie Ah mes’amie die hohen Noten sicher und großartig ausformte, die übrige Leistung hingegen war in gesanglicher Hinsicht leider eher ungenügend, da ein nicht unbedeutender Anteil der Noten in technischer Hinsicht nicht akkurat ausgeformt wurden.
Hervorragend hingegen der Chor und Extrachor des Hauses. Ein im Großen und Ganzen beglückender Abend, wenn die gesanglichen Leistungen von Yoonki Baek etwas konstanter gewesen wären.     

 Sven Godenrath, Hamburg

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Opernexperte
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