Gioachino Rossini: La Cenerentola (Allee Theater in Hamburg-Altona; 21.09.2019)

In dieser kurzweiligen, überaus spritzigen und witzigen Inszenierung- Barbara Hass sorgte einmal mehr für eine fantasievolle, überaus gelungene deutsche Textfassung-  spielt die Handlung in einer heruntergekommenen Raucherbar und Spielhölle, dessen Besitzer Don Magnifico (der unter Narkolepsie leidet) zwei eigene, schlampige und arbeitsmüde Töchter Clorinda ( die sich ständig mit der Hand auf die Brust und auf die Stirn schlägt) und Tisbe (die nach jedem Satz in die Hände klatscht um diesen zu wiederholen) und eine Stieftochter Angelina hat, die die Aschenbecher (deswegen Aschenbrödel) ausleeren darf und auch ansonsten den Laden sauber zu halten hat. Alindoro entpuppt sich als Jogalehrer; Ramiro gehört die gut laufende Edelbar „Prince“ und Dandini ist sein Koch. In einem sportlichen Wettbewerb geht es nun darum, wer die Hand des Besitzers der „Prince“- Bar bekommen darf. Die österreichische Mezzosopranistin Sonja Boskou war in der Rolle der Angelina mit ihrem sinnlichen, dunklen Timbre und ihren wundervoll ausziselierten Koloraturen schlichtweg fantastisch. Gheorghe Vlad hat sich in den letzten Monaten, was stimmliche Präsenz und auch die Bildung von Verzierungen anbelangt, enorm gesteigert. Für die Rolle des Ramiro, auch wegen seiner wundervoll ausgeformten Höhe und seinem tenoralen Schmelz, eine Idealbesetzung. Robert Elibay-Hartog punktete einmal mehr mit seinem unverwechselbaren Charme und seiner hervorragenden Stimmführung. Er gab der Rolle des Dandini eine Noblesse, die man nicht immer erlebt. Auch sein humoristisches Talent kam an diesem Abend einmal mehr voll zum Tragen. Titus Witt gelang mit seinem unverwechselbaren Sinn fürs Komödiantische als Don Magnifico eine großartige Rollengestaltung. Natascha Dwulecki (Clorinda) und Maria Margarethe Brunauer (Tisbe) verstanden es als Schlampen vom Dienst, die komödiantischen aber auch tragischen Aspekte ihrer Rollen gut auszudeuten; sowohl gesanglich wie auch darstellerisch eine hervorragende Leistung. Cairan Ryan war als Jogalehrer Alindoro einfach umwerfend. Das kleine Orchester unter der Leitung von Ettore Prandi sorgte für einen hervorragenden, packenden Klang. Ein rundum gelungener Abend.                                             Sven Godenrath, Hamburg

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Opernexperte
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