Georg Friedrich Händel: Cäsar und Cleopatra ( Hamburg, Allee Theater d. 10.01.2015 )

An den etwas “ dünneren “ Orchesterklang hatte man sich innerhalb von wenigen Sekunden gewöhnt und konnte sich somit voll auf die wundervolle Orchestermusik, die Florian Csizmadia aus dem 15 köpfigen Orchester heraus zauberte, einlassen. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent spielte er zudem auch noch das Cembalo. Für diese fast dreistündige deutsche  musikalische Fassung, inklusive einer Pause zeichneten sich Tjaard Kirsch unter der Mitarbeit von Florian Czismadia verantwortlich. Da ich bereits mit einigen Arbeiten des ehemaligen Chorleiters und Dirigenten der Hamburgischen Staatsoper vertraut bin, war es für mich ein besonderes Vergnügen ihn an diesem Abend einmal wieder erleben zu dürfen. Das Bühnenbild auf dieser doch recht kleinen Bühne, war etwas spärlich und wurde durch das Verschieben mehrerer kleinerer Teilwände immer wieder zu neuen Bildkombinationen zusammengefügt. Zudem hat man sich hier zu einem kleinen Kunstgriff entschieden, immer dann wenn Cleopatra und ihre Vertraute Nirena unter einer anderen Identität unterwegs waren trugen diese, wie es in alten Agentenfilmen so üblich war, dunkle Sonnenbrillen. Das hat für jene  Zuschauer, die mit diesem Werk weniger vertraut waren, die Zuordnung der einzelnen Charaktere sehr vereinfacht. Vereinfacht wurde dieses Werk zudem durch mehrere kurzweilige Dialoge, die auf diesem Wege zum besseren Verständnis der Handlung beitrugen. Diese waren zwar überwiegend recht simple gestrickt und wurden  stellenweise etwas arg albern wieder gegeben, etwa wenn sich Sextus, der aussah wie 35, sich wie ein 6 jähriger auf der Bühne gebärdete, dennoch waren sie witzig und sehr kurzweilig. Gesanglich war Roman Grübner als Julius Cäsar mir für diese Rolle leider etwas zu lyrisch, statt sich an Fischer-Dieskau für die Besetzung der Rolle zu orientieren hätte man sich lieber Caesare Siepi als Vorbild nehmen sollen. Auch war er mit so manchen Verzierungen leicht überfordert, dennoch eine klang  schöne gut ausgebildete Stimme, die ich mir als Graf Almaviva in Mozart Figaro oder als Guglielmo in Cosi fan Tutte besser vorstellen könnte. Sonja Adams Stimme erschien mir im ersten Akt etwas zu dünn für die Rolle der Cleopatra im zweiten Akt aber wurde sie dann deutlich besser, ich bin hier sehr zuversichtlich, daß sie in ein paar Jahren auch die Ausstrahlung für diese Rolle haben könnte. Eine Stimme, die ich momentan aber eher in den Rolle einer Susanne, Zerlina oder Zdenka sehe. Katherina Müller war nicht nur vom Aussehen her eine blendende Erscheinung, sie wußte sich sowohl stimmlich wie auch körperlich hervorragend in Szene zu setzen. Ein wundervoller Mezzo und eine hervorragende Bühnenpersönlichkeit, was auch für  Rebekka Reister als Nirena ( hervorragend wie sie zum Beispiel ihren ganzen Körper einsetzte um Cornelia zu verführen )gilt, beide Rollen waren adäquat besetzt.  Die beiden Countertenöre rissen dann alles raus. Onur Abaci hatte zwar stellenweise arg mit seinem Temperament zu kämpfen, denn stellenweise vermochte seine Stimme seinen Tempermentsausbrüchen nicht so ganz zu folgen. In wie weit das jetzt allerdings auch Teil seiner Rollenauslegung gewesen sein könnte vermag ich nicht zu beurteilen, teilweise wäre hier lediglich etwas weniger mehr gewesen. Kommen wir jetzt zum absoluten Höhepunkt dieses Abends zu Konstantin Derri, der als Countertenor ein wundervolles erotisches Stimmtimbre besaß und dieses auch einzusetzen vermochte. Eine Stimme von der man von der ersten Sekunde an hingerissen war. Kaum zu glauben das dieser Mann nicht schon weltweit erfolgreich ist. Eine Stimme und eine Bühnenerscheinung gepaart mit einer musikalische Intelligenz die ihn  schon jetzt auf eine Stufe mit Jarousky, Cencic, Fagioli und Sabadus stellt. Ich bin mir hier ganz sicher, nach diesem Auftritt kann es sich nur noch um ganz wenige Jahre handeln, bis man an diesem Sänger International nicht mehr vorbei kommt. Er war ohne übertreiben  zu wollen die Sensation des Abend. Ich kann hier nur jedem empfehlen sich die Aufführungen mit Konstantin Derri als Ptolemäus an zu sehen und anzuhören. An anderen Häusern mag diese Rolle sicherlich anders besetzt sein, aber ich glaube kaum, das sie dort besser interpretiert wird als momentan im Allee Theater. Ab dem 15 Mai wird dort übrigens Rossinis Italienerin in Algier gegeben. Eine Aufführung auf die ich nach diesem Abend schon sehr neugierig bin.

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